Zohran Mamdani und die fünf Prinzipien erfolgreicher politischer Kommunikation

Was die Siegesrede des neuen New Yorker Bürgermeisters über Leadership, Glaubwürdigkeit und Kampagnenstrategien lehrt – und warum Europa jetzt über den „Mamdani-Moment“ spricht.

Ich empfehle jedem, sich selbst ein Bild zu machen und Zohran Mamdanis 23-minütige Siegesrede „Turn the volume up!“ anzuhören, die der neu gewählte Bürgermeister von New York in der Nacht vom 4. November 2025 hielt. (Link im Kommentar)

Fünf Prinzipien werden darin wie unter einem Brennglas sichtbar - Prinzipien, die politische Kommunikation und Kampagnenstrategien auch gegen alle Wahrscheinlichkeiten zum Erfolg führen können:

1. Strikter Fokus auf ein zentrales Konzept.

Mamdani setzt alles auf Affordability (Erschwinglichkeit des Alltags) – und macht damit echte Veränderung auf breiter Basis sichtbar. Die Vision dahinter: eine in die Gegenwart übertragene demokratische Interpretation des historischen Materialismus, verortet in der kulturellen Offenheit der Harlem Renaissance, und in Bürgerrechtsbewegungen.

2. Konkrete Schmerzpunkte und klare Sprache.

Probleme benennen, Slogans nutzen, mit denen Menschen sich unmittelbar identifizieren können.

3. Bewegung statt Partei.

Verbinden statt spalten. Allianzen mit unterschiedlichen Milieus und Interessengruppen aufbauen und vertiefen.

4. Handlungsorientierte Politik.

Glaubwürdigkeit durch Taten – durch konkrete Lösungen schon vor und während des Wahlkampfs, durch Präsenz vor Ort, durch echtes Kümmern. So entsteht Vertrauen. Das ist wirksame Politik, angefangen bei Kommunen.

5. Zugehörigkeit und Zukunft verbinden. (nicht Herkunft)

In jeder Rede das Bedürfnis nach Teilhabe und Perspektive ernst nehmen – und beides mit einem konkreten Aktionsplan verknüpfen.

Dieser kommunikativ-handlungsbasierte Methodenmix ist übertragbar. Seine Wirksamkeit lässt sich auch in anderen Weltregionen beobachten – etwa bei den Erfolgen der indischen Aam Aadmi Party (AAP, Common Man’s Party) seit 2015, die ebenfalls „gegen alle Wahrscheinlichkeit“ siegte; mit ihrem Fokus auf Corruption.

Inzwischen sprechen manche hierzulande von einem „Mamdani-Moment“ – dem Moment, in dem Menschen über Alters- und Milieugrenzen hinweg in einer demokratischen Offensive zusammenfinden und autokratische MAGA-Politik durch soziale Marktwirtschaft ersetzen.

Skepsis bleibt angebracht: in einem politischen Ökosystem, in dem jede Idee im Verwaltungsakt endet, Haltung zur Taktik wird, verlorene Wahlen in Posten münden – und Mandate oft Sitzfleisch belohnen statt Mut.

Die erste Voraussetzung für Veränderung ist die größte Hürde: eine glaubwürdige, charismatische Kandidatin oder ein Kandidat, die für die Sache kämpfen – nicht für sich selbst.

Link zur Rede mit Transkript, in The Guardian